August 23, 2023

Das Einbrennen der Planchaplatte

von Falk Beneke
Das Einbrennen der Planchaplatte

Du wirst jetzt tüchtig überrascht sein, aber alles beginnt - wie zu Urzeiten - mit dem Feuer! Im Falle von DIETMAR mit der Holzkohle. Warum? Wir brauchen erstmal derbe Temperatur auf'm Kessel. Haste dir aber wohl schon selbst gedacht, woll?

Also: Kohleschale ordentlich auffüllen, Kohle gleichmäßig anfeuern und warten, bis sich ein zartes Laken aus weißer Asche um die geköhlerte Holzware schmeichelt. Hach, so schön...

Nachdem du dem Hobel jetzt richtig Dampf gemacht hast, kommt das Unvermeidbare: Leg die Planchaplatte auf! Los, leg sie auf! Warum? Hmm, tja...

Jetzt solltest du mit frisch geschärfter und gut justierter Pupille ans Werk gehen. Hock dich etwas neben den Grill, lass die Zunge ein Stück raushängen - weil es einfach kompetent aussieht -, drück dir ne Konzentrationsfalte in die Visage, kneif die Spekulieräpfel zusammen und beobachte die Plattenwölbung. Du kannst das akustisch noch mit gepressten Lauten wie "Hmmm", "Mmmmh" und "Ahhhhhh" untermalen, damit jeder sofort merkt, dass du Vollprofi bist.

Durch die Materialgrundspannung der Platte kann es sein, dass sich die Plancha beim Auflegen durch den Hitzekontakt nach oben verzieht. Das ist aber überhaupt kein Grund zur Panik: einfach umdrehen, feddich! Tja, so einfach is das.

Warum solltest du den Grill nicht mit nach oben gewölbter Platte betreiben? Na weil dir sonst alle heißen Flüssigkeiten auf den Boden, auf deine prächtig pedikürten Hufe oder auf deine Haustiere suppen. Du siehst, das wäre eher unvorteilhaft. Es sei denn, du stehst darauf. Mach doch, was de willst.

Wir halten also fest: Grill anwerfen, Kohle gut durchbrennen lassen, Platte draufhieven und gucken, ob sie sich wie ein Trichter nach unten wölbt. Und damit hier eines herrscht, nämlich Klarheit: DIE PLATTE MUSS SICH WÖLBEN! Verstehste das wohl, Männeken? Jawohl!

Glückwunsch, du hast es schon fast geschafft! Jetzt beginnt das eigentliche Einbrennen.

Zieh deine Grillhandschuhe an, nimm dein Raps- oder Sonnenblumenöl, reiss dir ein ordentliches Stück Küchenrolle ab und auf geht's! Öl die Platte ein! Wichtiger Hinweis: Bitte kein Olivenöl, das verbrennt nur sinnlos und erfüllt keinen Zweck. Außer, dass es sinnlos verbrennt.

Es hat sich bewährt, eine gute Portion Rapsöl umlaufend auf den Außenring der Planchaplatte zu schütten und dann mit der Küchenrolle gleichmäßig auf der gesamten Fläche zu verteilen. Massier das Ding! Aber sei schnell, das Öl mäandert recht flott nach innen! Und zieh dir vorher die Grillhandschuhe an! Sonst werden deine Fummelstummel zu knusprigen Nürnbergern.

Jetzt kannst du beobachten, wie das Öl langsam zu dampfen beginnt und die Grillplatte eine sexy dunkle Patina aufbaut! Obacht: Patina ist Schutz, kein Schmutz! Also nicht wieder abkratzen. Diese Schutzschicht sorgt dafür, dass du irgendwann kein zusätzliches Fett mehr benötigst, um dein Grillgut zu knusprisieren. Und: Patina schützt vor Rost! Merk dir einfach: Patina ist deine beste Freundin. So!

Wenn die erste Ölung nahezu verdunstet ist und die Platte etwas trocken aussieht, dann wiederholst du einfach das, was du eben gelernt hast. Öl drauf, einmassieren, gucken. So 1 - 2 Std. solltest du dir dafür Zeit nehmen, also mit zwei Leuten ca. eine Kiste Gerstensprudel. Nur mal so eingeflochten. Kannst aber auch Mate oder n Tässchen Kakaogelumpe aus'm Penny schlickern, mir is dat wumpe.

ZIPPELDIZAPP! 1 - 2 Stunden sind sobutz um, jetzt ist die Platte grillbereit! Dann hau nochmal Kohle nach, feuer den Vogel an und drauf mit der Plancha! Dann kann es losgehen. Es sei denn, du hast dir mit der Getreidefanta übermenschlich derbe die Einfahrt gepflastert, dann lass lieber ne nüchterne Person an die heiße Stelle. Bitte nicht stramm grillen.

Nach dem Planchen solltest du noch Folgendes beachten: LASS DIE PATINA DRAUF! Fang nicht mit so Kinkerlitzken wie Abwaschen mit Spülmittel etc. an. Schab einfach alle Grillreste - nein, nicht die Patina - in das mittlere Loch, wisch einmal mit der guten Küchenrolle über die Fläche und öl sie danach noch einmal ein. Ne ganz dünne Schicht, das reicht. Und so kannst du die Platte danach auch wegstellen, bis dich der nächste Plancha-Abend ankichert. Ob du das verstanden hast, hab ich gefragt! Dann is ja gut.

Das Einbrennen befähigt dich direkt zu einem Ingenieursstudium. In meiner Birne läuft übrigens immer die Titelmelodie von "Matt Houston", wenn ich ne Platte einbrutzel. Keine Ahnung warum, aber ich muss ja nich alles wissen.

Sei's drum! Du weißt Bescheid und bist jetzt mental hochgezüchtet wie ein Nacktwanderer in Oimjakon. 

Wichtig: Bitte, bitte nach dem Essen: Zähneputzen nicht vergessen! 

Und plancht nicht textilfrei! Bleibt artig!

In diesem Sinne.

Grillastische Grüße

Falk